• Kreistag berät über den Bau eines Gymnasiums

    Der Kreistag berät ab dem 14.03.2019 über ein weiteres Gymnasium in Strausberg und eine Oberschule in Altlandsberg.
    Zuvor wurde eine Abfrage der Kommunen durch den Kreistag durchgeführt, was im Westen des Kreises zu einer seltenen Einigkeit auf kommunaler Ebene führte. Nicht nur unser Bürgermeister Ansgar Scharnke sprach sich dafür aus, ein Gymnasium in Hoppegarten zu bauen.

    Aus Sicht der Parteilosen ist das auch der sinnvollste Standort für eine weiterführende Schule mit Sekundarstufe 2, also mit der Möglichkeit, das Abitur abzulegen. In unmittelbarer Nähe zum S- Bahnhof Hoppegarten liegend, wäre diese darüber hinaus auch aus allen anderen Gemeinden sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
    Die angrenzenden Gemeinden Hoppegarten und Neuenhagen haben bereits jetzt zusammen über 37.000 Einwohner. Mit Petershagen-Eggersdorf, Fredersdorf-Vogelsdorf und Altlandsberg ergibt sich ein Einzugsbereich von rund 75.000 Einwohnern. Die zu erwartende Bevölkerungsentwicklung ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Überall wird fleißig gebaut. Allein in Neuenhagen ist nicht zuletzt durch das Baugebiet am Gruscheweg mit einem mittleren vierstelligen Bevölkerungswachstum zu rechnen. Anhand der derzeitigen Anmeldezahlen für das Einsteingymnasium – über 250 Schüler bewerben sich auf gerade mal halb so viele Plätze – ist zu erkennen, dass die oben genannten Gemeinden das Gymnasium allein füllen können.

    Strausberg mag auf beachtliche 27.000 Einwohner kommen, ist aber mit Schulen, auf denen Schüler die allgemeine Hochschulreife ablegen können, überversorgt. Neben dem staatlichen Theodor-Fontane-Gymnasium gibt es noch die Freie Schule und das Oberstufenzentrum und damit mehr Plätze, als benötigt werden.

    Der Landrat hat sich jetzt dazu entschlossen, gegen den einhelligen Tenor auf Bürgermeisterebene, das für die Gemeinden am Rande der Hauptstadt dringend benötigte Gymnasium in Strausberg bauen zu wollen.

    Die Parteilosen können diesen Alleingang nicht nachvollziehen, da die Entscheidung zu kurz greift und die langfristigen Folgen für Anwohner und Umwelt absolut vermeidbar sind. Im Einzelnen:

    1. Versteckte Mehrkosten: Der Landrat gibt die Kosten des Beschlusses mit 20 Millionen Euro an. Das betrifft die Baukosten, die beim Bau der Schule an jedem Ort ungefähr vergleichbar sind. Offensichtlich nicht enthalten sind jedoch die Kostenerstattungen für den Schulweg. Gemäß Schülerbeförderungssatzung beteiligt sich der Kreis an den Fahrtkosten in Höhe der notwendigen Kosten abzüglich eines Eigenanteils in der Regel von 105,00 EUR pro Jahr.

    Das günstigste Zeitticket nach dem VBB Tarif im Kreis Märkisch-Oderland kostet 66,40 Euro pro Kind und Monat. Ein subventioniertes Schülerticket wie in Berlin sucht man in Brandenburg bisher vergebens. Wenn 720 Schüler (6 Jahrgänge mit 4 Zügen) an jedem Schultag einen einfachen Schulweg von 25 km zurücklegen müssen, fällt das Fahrrad als beliebtestes Transportmittel aus und erhebliche Kosten fallen für die Familien und auch den Kreis an. Bei angenommenen 720 Schülern ergäbe dies ungefähr 40.000 Euro für den Kreis und 7.200 Euro für die Familien – PRO MONAT.

    Das heißt, mit dieser Lösung wird das Budget des Kreises jährlich mit einer halben Million Euro belastet. Und das nur, weil eine Schule nicht dort gebaut wird, wo der Bedarf besteht.

    2. Ein geregeltes Vereinsleben wird erheblich erschwert, wenn nicht faktisch unmöglich. Alle Vereine in der Region beklagen einen erheblichen Mitgliederrückgang. Dieser wird mit einer solchen realitätsfernen Planung der Schulen noch verschlimmert. Eine eigentlich unnötige und vermeidbare Fahrzeitverlängerung von 1-2 Stunden jeden Tag engen das Freizeitfenster der betroffenen Schüler empfindlich ein. Mit einem normalen Anstieg des Zeitaufwands für die Schulaufgaben ist ein Sozialleben, wenn überhaupt, nur noch für leistungsstarke Schüler möglich.

    3. Die negativen Auswirkungen für Umwelt, Straßenverkehr und ÖPNV erklären sich von selbst. Der Transport der im berlinnahen Teil des Kreises wohnenden Schüler belastet die ohnehin zur Rush Hour an der Grenze der Belastbarkeit operierenden Straßen- und Schienenwege zusätzlich. Die Schüler, welche in Birkenstein, Hoppegarten, Neuenhagen und Fredersdorf in die S-Bahn steigen müssten, füllen immer zur selben Zeit gut zwei S-Bahnen. Die negativen Auswirkungen auf die Umwelt, nebst dem vermeidbarem Kohlendioxid- und Stickoxidausstoß, bedürfen keiner besonderen Erwähnung.

    4. Der Wettbewerb zwischen den Schulen wird von Beginn an verzerrt. Das Einstein-Gymnasium wird vermutlich wie jetzt auch immer der erste Wunsch der Schüler sein. Zu gewichtig sind die Faktoren Schulweg und soziales Leben. Wenn die Schulplätze – wie bisher – nach Leistung vergeben werden, braucht man nicht viel Fantasie, um absehbare Folgen für die Verteilung der Schüler zu erkennen. Einen Vorgeschmack hierfür gibt das derzeitige Anmeldeverfahren für das Schuljahr 2019/2020 für das Einsteingymnasium. Der Druck, der auf die Grundschüler im Winterhalbjahr 2018/19 lastete, war immens. Die Alternative, trotz eines Gymnasiums vor der Haustür nach Strausberg oder Rüdersdorf fahren zu müssen, wird von vielen Eltern als ernste Bedrohung des Familienlebens gesehen.

    5. Ein ähnliches Problem wird sich bei der Gewinnung der Lehrer ergeben. Diese müssen aus Berlin oder dem direkten Umland der Hauptstadt gewonnen werden. Die damit verbundenen Probleme werden mit jedem Kilometer weiter zur Stadt steigen.

    6. Auf der anderen Seite gibt es nicht einmal positive Effekte für Strausberg. Niemand sucht seinen Wohnort nach den 6 Jahren aus, die das Kind im Normalfall eine bestimmte Schule besucht. Eher beißen sich die Familien durch. Der Frust auf die „Regierenden“ wird aber sicher nicht wegbleiben. Auch kein Grund für die frühe Festlegung des Landrats ist die angeblich schnellere Verfügbarkeit des Grundstücks in Strausberg. Selbst für den Fall, dass durch den Grundstückserwerb eine Verzögerung eintritt, sind dies nur temporäre Probleme die sich allein durch die gesparten Beförderungskosten zumindest finanziell leicht mit Behelfsbauten überbrücken lassen.

    Diese Gründe und das Fehlen jeglicher positiver Effekte für Strausberg zeigen deutlich, dass der Bau eines weiteren Gymnasiums in Strausberg ein Irrweg ist. Die Notwendigkeit der Stärkung des übrigen Kreises ist unbestritten, wird aber durch den Bau einer Schule am falschen Ort nicht erfolgen. Schulen gehören dorthin, wo der Bedarf besteht.

    Ebenfalls fragwürdig ist die Entscheidung des Landrats, die in Neuenhagen dringend benötigte Oberschule in Altlandsberg ansiedeln zu wollen. Neuenhagen kann mit seinen über 18.000 Einwohnern eine komplette Oberschule neben der IB Oberschule füllen.

    Bei einem statistischen Durchschnittsalter in Deutschland von weniger als 50 Jahren hat Neuenhagen rein rechnerisch in jedem Jahrgang der Ober- und Gymnasialstufe 350-360 Schüler zu versorgen. Diese Schüleranzahl genügt für 3 vierzügige Schulen.

    Aktuell bietet Neuenhagen mit dem Vorschlag der Parteilosen, eine Oberschule am Gruscheweg zu errichten, eine hervorragende Alternative. Warum die Entscheidung auf Altlandsberg gefallen ist, wurde bisher leider nicht begründet.

    Die Parteilosen sehen diese Vorfestlegungen des Landrats sehr kritisch. Politische Entscheidungen hin oder her, für das Schulwesen sollte Parteipolitik keine Rolle spielen.

    Am 12. März stellt sich in Strausberg der Ministerräsident von Brandenburg Dietmar Woidke den Fragen der Bürger aus der Region. Hier darf man bestimmt die ein oder andere Frage stellen.

    https://m.facebook.com/events/zur-sache-brandenburg-strausberg/430166147720838/

    Quellen:
    http://www.ratsinfo-online.net/landkreis-mol-bi/vo020.asp?VOLFDNR=1226
    https://www.moz.de/landkreise/maerkisch-oderland/strausberg/artikel8/dg/0/1/1710137/

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