Wir werden weiterhin in regelmäßigen Abständen ein Mitglied unserer Fraktion befragen, was gerade passiert und wie sich „Die Parteilosen“ schlagen. Zum Abschluss des Jahres haben wir uns mit unserem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Günter Paulat unterhalten:
Frage: Günter Paulat, das Jahr 2020 neigt sich dem Ende entgegen. Das Thema Schule hat den politischen Diskurs in Neuenhagen dominiert mit durchwachsenem Ergebnis. Bist Du zufrieden?
Günter Paulat: Nein, gar nicht. Wir haben in den letzten zwei Jahren alles Erdenkliche versucht, die dringend nötigen Schulen nach Neuenhagen zu holen. Ich war eigentlich zuversichtlich, dass wir die jahrzehntelangen Versäumnisse der Gemeinde in Sachen Schulentwicklung aufholen.
Die gute Hoffnung der damaligen Gemeindevertreter, im Benehmen mit den umliegenden Gemeinden die Schulen zu bekommen, wurde bitter enttäuscht. Während wir Neuenhagener noch die Hände in den Schoß gelegt und auf das Gespräch mit den anderen Gemeinden gewartet haben, wurden dort Nägel mit Köpfen gemacht. Das wirft uns der Landrat noch heute vor. Kaum war Ansgar Scharnke Bürgermeister und meldete die berechtigten Ansprüche direkt an, wurde das in Seelow als Affront gewertet.
Frage: Was habt Ihr konkret versucht?
Günter Paulat: Noch vor den Wahlen haben wir im Kreistag versucht, die Gymnasiumsentscheidung pro Strausberg zu verhindern. Hoppegarten hatte bereits damals das KWO Gelände ins Rennen geschickt.
Leider hatten wir keinen Erfolg. Selbst unsere Vertreter im Kreistag Herr Ahrends (CDU) und Herr Hitzges (SPD) haben als Kompromiss dann sogar die Errichtung einer Oberschule in Neuenhagen dadurch verhindert, indem sie den Neubau einer überdimensionierten Oberschule in Altlandsberg befürworteten. Auch dagegen sind wir Parteilosen bis zuletzt vorgegangen, aber in Seelow sind die Fronten verhärtet.
Frage: Aber das ist kein Problem, dann gehen unsere Schüler eben nach Altlandsberg, besser als gar nichts?
Günter Paulat: Das ist auf so vielen Ebenen einfach falsch. Bis zu 600 Kinder müssen von uns dahingefahren werden. Das sind 20 Busse, zwei Mal pro Tag hin und zurück. Daneben müssen Radwege und Straßen ausgebaut werden. Das kostet Geld, erst beim Bau und später beim Transport. Das ergibt einfach keinen Sinn. Schulen gehören dahin, wo die Kinder sind, nicht andersherum.
Frage: Verbreitet wird auf die Vergangenheit und die Situation im Oderbruch verwiesen, wo weite Schulwege ja überhaupt kein Problem waren oder sind?
Günter Paulat: Das ist der berühmte Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Wenn man mehr Schulen als Kinder hat, muss man reagieren. Hier ist es ganz anders. Es muss neu gebaut werden, weil es mehr Kinder als Schulplätze gibt. Da macht es keinen Sinn, mit dem Bau lange Anfahrtswege zu verursachen. Das Geld, was man da sparen könnte, wäre in einer engeren Bustaktung im Oderbruch zum Beispiel viel besser angelegt.
Übrigens hat hier das Gesetz eine klare Vorgabe. Die Mittelzentren sollen umliegende Gemeinden mit weiterführenden Schulen versorgen. Das Gesetz erkennt also, dass Folgekosten durch unsinnige Schülerbeförderung zu vermeiden sind. Altlandsberg ist kein Mittelzentrum, soll aber das gemeinsame Mittelzentrum Neuenhagen- Hoppegarten versorgen. Hier wird also nicht nur gegen die Vernunft agiert, sondern auch gegen die gesetzliche Regelung. Im Prinzip ist das staatliches Versagen!
Frage: Also sollte die Schulerweiterung in Altlandsberg verhindert werden?
Günter Paulat: Eigentlich macht Altlandsberg es richtig. Anders als bei uns im Gruscheweg hatte die Stadt die Schule von Anfang an im Blick. Aber der Plan, den Altlandsberg vorgelegt hat, zeigt eine viel zu groß dimensionierte Schule, die die Stadt Altlandsberg nicht ausfüllen, aber mit den ganzen Investitionen abseits des Schulkörpers in schwere finanzielle Nöte bringen kann. Die Behauptung, dass man mit dem erwarteten Zuzug in Altlandsberg diese Schule schnell braucht, ist falsch. Das dauert noch mindestens 10-15 Jahre, da es noch gar kein Bauland in der Größe gibt. Außerdem ist auf dem Immobilienmarkt derzeit eher mit einer Verlangsamung der Bautätigkeit zu rechnen. Um die Schule zu füllen, braucht es jetzt schon Neuenhagener Schüler und Schüler aus dem Umland. Eine vergrößerte Schule macht eigentlich nur dann Sinn, wenn sie mit dem Schülerüberhang aus Neuenhagen aufgefüllt wird, was wir aber nicht wollen.
Auf der anderen Seite freue ich mich über jeden Euro, den die Kommunen in die Schulen stecken. Aber es dürfte genügen, die Schule nur minimal zu vergrößern und die Schüler aus Neuenhagen bei uns zu beschulen, um den Bedarf in Altlandsberg über Jahrzehnte zu decken. Also verhindern nein, aber an die gesetzlichen und tatsächlichen Fakten anpassen, ja!
Frage: Und wie soll der Bedarf in Neuenhagen dann gedeckt werden?
Günter Paulat: Hier hatte die Gemeinde schon gute Pläne mit dem Schulcampus am Gruscheweg. Dort sollte eine Oberschule entstehen, die an die Grundschule direkt anschließt, sowohl inhaltlich, als auch örtlich. So ganz perfekt war die Lage nicht, weil die Schule dort verkehrlich nur mit Einschränkungen erreichbar ist.
Gerade Oberschüler, insbesondere, wenn sie die gymnasiale Oberstufe besuchen, haben ein anderes Anforderungsprofil an die Erreichbarkeit als Grundschüler. Leider haben wir in Neuenhagen aber keine besseren Flächen anzubieten. Die Gemeinde Hoppegarten hat es glücklicherweise nunmehr geschafft, das KWO Gelände zu erwerben. Dadurch können wir alle umdenken und schaffen am Gruscheweg mehr Luft für die immer noch geplanten Schulen und die Vereine.
Frage: Dann ist doch jetzt alles in bester Ordnung?
Günter Paulat: Leider nein. Der Landrat hat sich vor einem Jahr beim Thema Gymnasium bereits sehr skeptisch gegenüber der Gemeinde Hoppegarten geäußert. Ob der Erwerb des KWO Geländes seine Meinung ändert, weiß keiner. Der Landrat hat bei uns im gemeinsamen Ausschuss klar gesagt, dass er beim Schulbau in Altlandsberg im Wort stehe. Ob er dieses Wort jetzt bereit ist, zu brechen, wage ich zu bezweifeln. Außerdem ist in Altlandsberg das Verfahren bereits sehr viel weiter fortgeschritten als in Hoppegarten. Steht die Schule einmal in Altlandsberg in geplanter Größe, kann zumindest auf Basis der Berechnung im Kreis keine weitere Schule mehr dieser Größe bei uns errichtet werden. Das wäre sehr bedauerlich, wenn auf Jahrzehnte die Oberschulentwicklung in Hoppegarten und Neuenhagen blockiert ist.
Frage: Also eine verzwickte Situation. Wie ist das zu lösen?
Günter Paulat:
Wir müssen alles dafür tun, dass in Altlandsberg nur der in der Stadt erwartbare Bedarf gedeckt wird. Dabei werden wir Parteilosen auch die Gemeinde Hoppegarten komplett unterstützen. Uns ist es egal, ob die Schule auf einer Hoppegartener Gemarkung steht oder in Neuenhagen. Zum KWO Gelände haben ironischerweise die Neuenhagener im Schnitt einen kürzeren Anfahrtsweg als die Hoppegartener.
Vermutlich wird Hoppegarten noch über die politische Entscheidung hinaus Hilfe benötigen. Das Projekt betrifft uns beide und der Kauf des Grundstücks war alles andere als ein Schnäppchen. Die Belastung für Hoppegarten wird sicher noch steigen. Ich kenne das Gelände seit Jahrzehnten und erwarte hier noch die eine oder andere Überraschung im Boden. Die verkehrliche Erschließung geht zum größten Teil über Neuenhagener Gebiet. Hier wird sich zeigen, wie belastbar der Wunsch zur Zusammenarbeit und Kooperation zwischen den Gemeinden ist. An den Parteilosen wird es sicher nicht scheitern.
Aber so weit sind wir noch nicht. Wir alle müssen zunächst gemeinsam in Seelow dafür werben, dass das gemeinsame Mittelzentrum weitere Oberschulkapazitäten bekommt und dass der Bedarf nicht durch Schulen außerhalb des Mittelzentrums gedeckt wird.
Gelingt dies nicht, würde sich der Kauf des KWO Geländes im Nachhinein als unglücklich erweisen.
Frage: Es geht also im Jahr 2021 weiter.
Günter Paulat: Selbstverständlich! Solange Neuenhagener Schüler weite Wege oder kostenpflichtige Privatschulangebote in Kauf nehmen müssen, werde ich nicht ruhen.
Frage: Dann wünschen wir für das nächste Jahr viel Glück und gutes Gelingen.
Günter Paulat: Danke, das können wir brauchen! Auf ein Neues…