• Weihnachtsmärchen der Gebrüder Parteilos

    Es trug sich zu in einem fernen wohlhabenden Land. Es hieß das Burgenland und alle Einwohner wohnten in einer schönen Burg.

    Eine Burg war die Neuenburg und in der unmittelbaren Nähe stand der Zossenhof. Die Bürger der beiden Burgen neckten sich und freuten sich, wenn sie die anderen beim Ballspielen besiegten, aber tief im Inneren mochte man sich und grüßte sich auch vom Bergfried. Was man gut konnte, standen beide Burgen doch so nah beieinander.

    Wie bei allen Burgen in Burgenland wählten die Einwohner ihre Ratsleute und Burgherren direkt und diese kümmerten sich sodann um die Gärten und die Häuser auf dem Burggelände. Doch leider wurden immer dieselben gewählt und die Entscheidungen der Ratsleute wurden immer seltsamer.

    Weil die Burgen so schön waren, wollten immer mehr Menschen aus dem nahen Bärenland in die Burgen ziehen. Weil die Burgen dafür zu klein waren, errichteten die Ratsleute Häuser vor der Burg und hießen die Bärenländer willkommen. Doch ach, man vergaß, dass man auch für die Bärenländer Ärzte und Schulen brauchte und für all die neuen Pferde und Kutschen ward auch kein Platz da.

    Mahnende Stimmen erhoben sich bei den Ratsleuten. Man dürfe nicht zu viel und zu schnell bauen. Die Gelehrten haben gewarnt, dass so viele Kutschen auf einem Platz irgendwann zu Unheil führen würden. Doch die meisten Ratsleute erhörten diese Rufe nicht. Der einst aus Gesandten aller Bewohner bestehende Rat hatte bereits so lange zusammengesessen, dass die meisten vergaßen, dass sie die Stimmen der Bauern, Handwerker und Kaufleute waren.

    Doch eine kleine Gruppe der Ratsleute nahm das nicht hin. Sie begehrte auf und forderte, dem ungesunden Bauen von Häusern ohne Gärten und Wege Einhalt zu gebieten. Indes die meisten anderen Ratsleute hörten nicht zu und die Burg wuchs und die Neuenburger wurden immer unzufriedener.

    So begab es sich, dass das Volk einen neuen Burgherren wählen musste und alle Bewohner der Burg plötzlich über die wachsende Stadt stritten. Der Ratsmann Anselm aus der kleinen aufbegehrenden Gruppe war ein Gelehrter des Rechts und kehrte vor langer Zeit nach einer langen Reise zurück in die Neuenburg.

    Er sprach: „Haltet ein! Wir müssen uns um alle kümmern, auch die, die bereits bei uns leben. Wir brauchen Schulen, wir brauchen Pfade. Alle Menschen, Kinder, Große, Greise verbringen so viel Zeit auf den Wegen, weil diese zu weit und zu klein sind oder durch die Straße des dampfenden Stahlrosses unterbrochen sind. Darob müssen wir eine Brücke bauen, sonst kommt da bald keiner mehr drüber! Wählet mich, dann werde ich dies angehen.“

    Die große Gruppe der anderen Ratsleute rümpfte verächtlich die Nase. „Was dieser Vagabund sich wagt, unsere Dekrete zu hinterfragen.“ „Wohl an,“ sagte die Ratsfrau Carina, „so möge er sich mit mir duellieren.“ Doch sie verlor gegen Anselm.

    Das Volk hatte genug von der Regier der alten Ratsleut und bei der folgenden Wahl derselben strafte es auch die Ratsleute ab. Ab dann war auch jeder Vierte ein Freund Anselms.

    Carina war darob so erbost, dass sie fortan Anselm bei jeder Gelegenheit ärgerte. Wenn Anselm eine Idee hatte, Carina fand sie schlecht. Aber das kümmerte Anselm nicht und er ging ans Werk.

    Er sprach beim Fürsten des Burgenlandes vor: „Fürst Gerhart, ich brauch für meine großen Kinder eine Schule in meiner Burg. Ich baue sie, aber Euren Segen brauche ich.“ „Nun gut, mein kleiner Anselm, deinen Wunsch verstehe ich wohl, aber Du hast doch bereits eine Schule?“

    „Das ist wohl richtig, aber diese ist zu klein und nicht für alle Kinder gut. Wir sind so groß, wir brauchen noch eine andere Schule. Sagt, was wollt Ihr!“

    „Gehorsam, mein lieber Anselm, Gehorsam wäre nicht schlecht. Aber bedenke, es gibt auch andere Burgen im Burgenland, die möchten auch Schulen!“

    „Das mag richtig sein, aber viele unserer Kinder gehen bereits in die anderen Burgen zur Schule. Dort braucht es keine neuen Schulen mehr, wenn Ihr erlaubt, dass unsere Kinder bei uns zur Schule gehen können. Schaut, die Kinder verlieren so viel Zeit auf dem Weg zur Schule. Habt ein Einsehen!“

    „NEIN, du gehorchst nicht, das werden deine Kinder spüren. Du enttäuschst mich immer wieder. Die Schule für besondere Kinder, die ich bei Euch neu bauen möchte, kommt auch nicht voran. Weil Du nicht fleißig bist.“

    „Aber das stimmt doch nicht, ich habe die Gelehrten alles malen lassen, Ihr solltet nur das Land kaufen, das ihr braucht.!“

    „Schweig! Nennst Du das Gehorsam? Was wagt er sich, hier Forderungen zu stellen, wie ich mein Geld auszugeben habe.“ „Aber Fürst Gerhart, das Geld habt ihr doch von den Neuenbürgern, die den Zehnt brav entrichten.“

    „Hinfort mit Dir, ich werde nicht nur Eure Wunschschule nicht bauen, ich nehme Dir auch die Schule für besondere Kinder weg. Das hast Du nun davon, Du undankbarer Wicht.“

    Anselm wurde traurig und Carina sah ihre Chance gekommen und rannte tanzend durch die Straßen.

    „Seht her, der Anselm kann es nicht! Der Fürst möchte liebkost werden. Ich indes war im Zossenhof und konnte verkünden, dass alle Ratsleute aus Neuenburg mit mir wünschen, dass die Schulen nach Zossenhof kommen.“

    Alle Ratsleute? Nein, nicht alle. Die Freunde Anselms wurden böse. Carina traf sich nicht nur heimlich mit Baumeistern der Häuser vor der Burg, sie sprach auch mit den Ratsleuten des Zossenhofes, ohne je gefragt zu haben.

    Und plötzlich verkündete der Fürst vor seinem Gefolge, dass er die Schule für besondere Kinder doch nicht so einfach woanders bauen kann und alle waren verwirrt.

    Wird Carina je einsehen, dass Sie nicht Burgherrin geworden ist? Wird Fürst Gerhart verstehen, dass auch er bald von den Burgenländern wiedergewählt wird? Wird Anselm die Probleme der Neuenburger lösen? Werden Neuenburg und Zossenhof zueinander finden? Werden Anselm und Carina sich je wieder lieb haben? Gibt es für alle ein Happy End?

    Diese Seiten des Buches sind noch nicht geschrieben, aber die Fortsetzung folgt…

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