Am gestrigen 04.11.2020 wurde die neue Schulentwicklungsplanung im Bildungsausschuss des Kreises in Seelow besprochen. Die Gemeindevertreter Günter Paulat und Rico Obenauf (beide „Die Parteilosen“) waren ebenso zugegen, wie der Bürgermeister Ansgar Scharnke.
Die Schulentwicklungsplanung schafft die eigentliche Grundlage für die umstrittene Entscheidung aus dem April 2019, nicht nur das benötigte zusätzliche Gymnasium nach Strausberg zu vergeben, sondern im Vorbeigehen auch die dringend benötigte Oberschule in Hoppegarten und Neuenhagen durch eine massive Erweiterung der Oberschule in Altlandsberg faktisch auszubremsen. Während die Debatte bezüglich des Gymnasiums damals eher nur alibimäßig durchgeführt wurde, gab es bisher überhaupt keine Debatte hinsichtlich der Oberschulentscheidung in Altlandsberg. Diese wird derzeit unter dem Radar der dies zu entscheidenden Gremien in Seelow faktisch bereits umgesetzt und soll durch diese Schulentwicklungsplanung quasi legitimiert werden.
Bürgermeister Schanke kritisierte die Datengrundlage und stellte die Frage, warum die gemeindeeigene Schulentwicklungsplanung, die dem Kreis vorliegt, ignoriert wird und die bekannten Einwohnerentwicklungen ausgeblendet werden.
Mit einer scharfen Ansprache an die Verwaltung, welche die Widersprüche der Planung insbesondere hinsichtlich der Zahlen und Prognosen und die rechtlichen Hindernisse für eine die Region versorgende Oberschule abseits der Mittelzentren thematisierte, griff Obenauf die damalige Entscheidung noch einmal an und forderte eine Auseinandersetzung des derzeitigen Kreistags mit den damals schon genannten Argumenten. Schulwege, Schulwegkosten und schon die derzeitige Mitversorgung des „berlinnahen Raums“ durch das Fontanegymnasium durch bestehende Überkapazitäten sind Argumente, mit denen sich der Kreistag auch nach der Entscheidung noch einmal auseinanderzusetzen habe.
Der erste Beigeordnete Friedemann Hanke (CDU) entgegnete, dass dies gar nicht infrage käme. Er „verwahre“ sich dagegen, dass die Abgeordneten für ihre Entscheidung kritisiert werden und erklärte, dass es in Neuenhagen ohnehin nicht voranginge und Neuenhagen selbst daran schuld sei, wenn man sich aus „egoistischen Gründen weigere, die ortsansässige Privatschule auszubauen“.
Auch Paulat kritisierte diese Fehlentwicklung und wies darauf hin, dass der damalige Beschluss eben nicht nur die Gymnasiumsentscheidung beinhaltete und der Bedarf einfach ignoriert werde.
Dem pflichtete die anwesende Kreistagsabgeordnete Monika Huschenbett (die Linke) bei und musste „Wasser in den Wein“ kippen. So einfach sei es mit dem damaligen Beschluss leider nicht, denn dieser hatte zumindest eine Bedingung in sich, die bis heute nicht umgesetzt wurde: Die Erweiterung des Einsteingymnasiums. Hanke gab zu, dass diese Überlegungen nach einer Ablehnung des Kaufangebots für die Fallada-Grundschule noch nicht entscheidend umgesetzt wurde.
Obenauf wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass diese Erweiterung auch mit den Aussagen im Schulentwicklungsplan im Widerspruch steht, denn in diesem erklärt der Kreis selbst, dass Schulen mit 900 Schülern „an ihre Grenzen“ gelangen. Das Einsteingymnasium habe die Grenze aber erreicht.
Insgesamt wurden diese Informationen von den anwesenden Ausschussmitgliedern zur Kenntnis genommen. Allerdings ginge es im Kreis nicht immer nur um Neuenhagen (Hanke) und im berlinfernen Raum müssten die Kinder noch viel weitere Schulwege in Kauf nehmen, man sei da bereits froh, wenn keine Schulen geschlossen werden.
Wir meinen:
Nach wie vor fehlt eine sachgerechte Auseinandersetzung des Kreistages mit den Problemen der berlinnahen Gemeinden. Schulbauten sind keine Prestigeentscheidungen und sie taugen auch nicht für eine Wirtschaftsförderung. Sie haben dort zu geschehen, wo die Kinder sind und wo die Belastung für Anwohner, Kinder und Kreis (Schulwegkostenerstattung) am Geringsten ist. Eine Entscheidung für Schulen im berlinnahen Raum ist kein Signal an den ländlichen Raum, sie sind vielmehr auch eine Chance Mehrkosten zu sparen und diese in den ländlichen Raum zu investieren.
Leider haben trotz breiter Ankündigung im gemeinsamen Ausschuss keine weiteren Gemeindevertreter aus Hoppegarten oder Neuenhagen den Weg nach Seelow auf sich genommen.
Wir werden weiter dafür kämpfen, die dringend benötigten Schulplätze an den richtigen Stellen in Hoppegarten und Neuenhagen zu errichten.